Fliesen auf Holzuntergründen
Im Bereich der Fliesenverlegung ist das Holz der am häufigsten anzutreffende Sonderuntergrund. Normativ ist das Holz als Verlegeuntergrund nicht erfasst. Daher sind alle Belegungen von Holzuntergründen mit Fliesen als Sonderkonstruktion zu bewerten. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um keramische Fliesen oder Natursteine handelt. Holzuntergründe konfrontieren Fliesenbeläge mit derart speziellen Gegebenheiten, dass das Schadensrisiko bei unzureichender Beachtung vieler technischer Grundvoraussetzungen sehr hoch ist.
Warum ist Holz speziell zu bewerten?
Die in den Regeln der Technik beschriebenen, üblichen Untergründe für Keramikbeläge sind z. B. Beton, Zement- oder Calciumsulfatestrich oder Trockenbauplatten auf Basis von Gipskarton. Ein ganz wesentliches Unterscheidungsmerkmal dieser Untergründe zum Holz ist dessen Verhalten unter Einfluss von Feuchte. Aus der Aufnahme von Feuchte resultiert ein Quellprozess, beim Abtrocknen zieht es sich zusammen. Dieses Verhalten ist bei Holz um ein Vielfaches ausgeprägter als bei Fliesen oder auch den üblichen Verlegeuntergründen. Diese Eigenschaft ist der Hintergrund dafür, dass Holzoberbeläge vor der Verlegung erst einmal einige Tage offen auf der Baustelle gelagert werden sollen. Das Material kann sich so an das Raumklima anpassen. Typischerweise kann man diesen Effekt auch an verlegten Parkettbelägen im Laufe des Jahres beobachten, wenn im Sommer (bei höherer relativer Luftfeuchte) alle Fugen geschlossen sind, während im Winter (bei niedriger relativer Luftfeuchte) Spalten in den Fugen entstehen. Das weitere wesentliche Merkmal ist die Durchbiegung. Unter Lasteinfluss zeigt Holz oftmals eine wesentlich höhere Durchbiegung als steife Beton- oder Estrichuntergründe. Schon Durchbiegungen im Bereich von 1-2 mm sind in Kombination mit Fliesenbelägen schon in aller Regel Ursache für Schäden, da der Fliesenbelag die entsprechende Verformung nicht aufnimmt. Die aus diesem unterschiedlichen Verhalten resultierenden Spannungen verursachen dann entsprechende Brüche im Oberbelag. In Bezug auf den Holzuntergrund ist es nahezu unerheblich, auf welcher Zusammensetzung dieser basiert. Es ist also nicht notwendig zu definieren, ob z. B. MDF-Platten (Mitteldichte Holzfaserplatten), OSB-Platten (Grobspanplatten), Parkett, Dielen oder Multiplexplatten vorliegen. Wichtig ist hier nur, dass der Untergrund sich tragfest und formstabil darstellt. Die unterschiedlichen Elemente dürfen keine Absätze zueinander ausbilden, d. h. sie dürfen sich auch unter Lasteinfluss nicht zueinander versetzen. Haftungsmindernde Schichten an der Oberfläche, wie z. B. Wachsschichten an Parkettbelägen, müssen natürlich vor der Grundierungsmaßnahme unbedingt entfernt werden.
Vorbereiten der Untergründe durch den Einsatz von Entkopplungen
Es gibt auf dem Markt Entkopplungssysteme, welche in der Lage sind, Spannungen aus den unterschiedlichen Werkstoffen Holz und Fliese soweit zu reduzieren, dass eine Fliesenverlegung im Verbund zielsicher ermöglicht wird. Voraussetzung ist dabei, dass der Holzuntergrund schon soweit ausgesteift ist, dass das Verformungspotential sich auf ein Minimum beschränkt. Das heißt in aller Regel, dass es ausreichend viele Befestigungspunkte gibt (Balken- oder Ständerabstände von maximal 60cm sind hier eine gute Orientierung) und dass die Dicke des Holzes ausreichend sein muss (Wandflächen mindestens 12mm, Bodenflächen mindestens 19mm in privat genutzten Bereichen). Zu unterscheiden sind bei den Entkopplungen bahnen- und plattenförmige Systeme. Bahnenförmige Systeme, wie die Sopro Abdichtungs- und EntkopplungsBahn plus AEB plus 639, sind in der Regel in der Lage die Spannungen zu kompensieren, welche aus dem reinen Quellverhalten des Holzes resultieren. Ausreichend steife Plattensysteme, wie z. B. die Sopro FliesenDämmPlatte 7 mm FDP 558, fangen zusätzlich noch Spannungen aus der Durchbiegung ab. Die Systeme sind für eine zielsichere Belegung eines Holzuntergrunds mit Fliesen im Verbund unabdingbar.
Feuchteempfindlichkeit!
Holz ist feuchteempfindlich. Daran gibt es nichts zu deuten. Es fault bei dauerhafter Nässebelastung und verliert an Festigkeit. Vor diesem Hintergrund zeigen die Regeln der Technik deutlich auf, dass Holz in Bereichen mit hoher Feuchtebeanspruchung entweder nicht zu verwenden oder besonders zu schützen ist. Gelegentlich begegnet einem hier sträflicher Leichtsinn. Der gesunde Menschenverstand wird hier oft außer Acht gelassen. Dabei sind es zwei Faktoren, die das durchnässte Holz so riskant werden lassen. Dies sind die Belange der statischen Tragfähigkeit und die gesundheitlichen Auswirkungen auf die menschliche Physis, die in der Bildung von Schwamm, Pilz und Bakterien begründet sind. Wenn Holzbaustoffe beim Hausbau verwendet werden und mit Feuchtigkeit in Kontakt kommen könnten, muss mit viel Bedacht eine Sonderplanung vorgenommen werden. Oberste Prämisse hierbei: Die Vermeidung von Holzuntergründen in Nassbereichen. Auch wenn das ganze Haus mit Holzplatten ausgestattet ist, vermeiden Sie deren Anwendung im Duschbereich. Greifen Sie hier an Wand und Boden auf mineralische Bauplatten zurück. Dabei ist es auch zu vermeiden, einen Holzuntergrund schlicht mit derartigen Platten zu überkleiden. Das Holz sollte aus diesem Bereich komplett ausgespart werden. Fliesenbeläge an sich sind zwar stark wasserabweisend, aber nie wasserdicht. Deswegen ist es in Nassbereichen grundsätzlich erforderlich, unabhängig vom Verlegeuntergrund, eine Verbundabdichtung unterhalb der Fliesen anzuordnen. Aufgrund der Empfindlichkeit ist bei der Herstellung von Verbundabdichtungen im Umfeld von Holz eine besondere Gründlichkeit anzusetzen. Speziell bei der Installation von Duschen gilt: Bei vorhandenen Holzbalkendecken ist es sinnvoll, sich über eine zusätzliche Abdichtungsebene unterhalb der Dusche Gedanken zu machen. So wird zusätzliche Sicherheit für die Gesamtkonstruktion geschaffen, da schon kleinste Unzulänglichkeiten massive Schäden nach sich ziehen können. Gut geeignet sind hier Bahnenabdichtungen wie die SoproThene® Bitumen- Abdichtungsbahn 878 oder auch die Sopro AEB® Abdichtungs- und EntkopplungsBahn 640
Grundierungen:
In diesem Rahmen muss natürlich auch der Einsatz der passenden Grundierungen angesprochen werden. Bevor eine Entkopplung auf einem Holzuntergrund mit einem anmachwasserhaltigen Zementkleber verklebt wird, muss mit der passenden Grundierung dafür Sorge getragen werden, dass eben dieses Anmachwasser nicht in das Holz einzieht und hier eine schädigende Wirkung entfaltet. Notwendig sind hierzu Grundierungssysteme, welche einen wasserabweisenden Film ausbilden und sich schützend auf die Oberfläche des Holzuntergrunds auflegen, wie der Sopro HaftPrimer S HPS 673. Der durch die Grundierung hergestellte Schutz muss so lange wirken, bis der Kleber abgetrocknet ist. Zu betonen ist: Eine Grundierung ersetzt niemals eine Abdichtung.
Kleber:
Schon mit der Wahl des richtigen Klebers für die Entkopplung als auch für die Fliesenverlegung werden Weichenstellungen gegeben. Einerseits haben die Kleber das Potential durch ihre Eigenflexibilität Spannungen zu kompensieren. Andererseits wird durch die Wahl von vollständig wasserbindenden oder auch wasserfreien Klebern das Einwirkrisiko in der Frischphase der Verklebung auf das Holz gen Null reduziert. Hochflexible Kleber, wie die der Sopro megaFlex oder der Sopro MG-Flex®-Familie zeichnen sich durch ihre S2-Qualität nach DIN EN 12004 aus. Die S2-Kennung verdeutlicht Ihre Flexibilität, die der höchsten Güte dieser Norm entspricht. Sie sind hierdurch in der Lage, ein auftretendes Spannungspotential zu reduzieren, wozu herkömmliche Fliesenkleber nicht in der Lage sind. Eine effektive, vollständige Wasserbindung weisen zementäre Fliesenkleber auf, welche auf einem ternären Bindemittelsystem aufbauen. Sie sind damit in der Lage, ihr Anmachwasser vollständig in ihre Struktur einzubauen. Während die meisten Zementkleber einen erheblichen Teil ihres Anmachwassers durch Abtrocknen abgeben müssen, wird hier die Feuchte vollständig in der Klebermatrix gebunden. Beispiele hierfür sind der Sopro FKM® silver 600 oder Sopro megaFlex TX 669. Es besteht für diese Produkte keine Notwendigkeit der Wasserabgabe, was im Fall von Holzuntergründen das Risiko reduziert, dass das Holz aufquillt. Speziell unter großformatigen Fliesen oder bahnenförmigen Abdichtungs- und Entkopplungskombinationen ist dieser Faktor maßgeblich.
Fazit :
Auch wenn das Holz als Verlegeuntergrund für Fliesen nicht den Regeln der Technik entspricht, so ist es mit sachgerechter Vorbereitung in vielen Fällen durchaus möglich, Fliesenbeläge dauerhaft hierauf aufzubringen. Es bedarf allerdings einer durchdachten Planung und einer gründlichen Ausführung mit geeigneten Produkten. Gerne stehen Ihnen die technischen Berater der Sopro Bauchemie hierbei beratend zur Verfügung.
Wir danken Herrn Thomas-Ken Ziegler für die Ausarbeitung und der Firma SOPRO (www.sopro.com) für die Bereitstellung.
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