Fliesenmesse CERSAIE 2024

Fliesenmesse in Krisenzeiten!?

Eine Fliesenmesse in Krisenzeiten!? Das Auftragsvolumen im Wohnungsbau ist in Deutschland auf einem neuen Tiefstand. So wollte die Regierung zu Beginn ihrer Amtszeit jedes Jahr 400.000 Wohnungen bauen. Lediglich 295.000 Wohnungen wurden 2023 gebaut, im laufenden Jahr geht die Industrie von höchstens 230.000 Wohnungen aus. Dieser negative Trend spiegelt auch die Anzahl der Genehmigungsverfahren ab: Wurden im Januar 2022 noch 30.000 Wohnungen genehmigt, waren es im Juli 2024 nur noch 16.900 – ein Rückgang um über 40 Prozent! (Quelle: Schnöder wohnen von Max Biederbeck, WiWo #42, S. 30f). Eine der wichtigsten Industriezweige in Deutschland, die Automobilindustrie verkündet ständig neue Hiobsbotschaften (Quelle: Kampf um die Klasse im MM Oktober2024, S. 13ff). Andere bedeutende Industrien schließen Produktionsstandorte oder wandern gleich ins Ausland ab (Quelle: Hilfe! WiWo #38). Auch im übrigen Europa ist die Entwicklung der Bauwirtschaft nicht mehr ganz so positiv wie in der jüngsten Vergangenheit (Quelle: Neubau in Europa geht zurück, Baustoffmarkt #6,2024, S. 21f). Laut Experten ist auch kein Licht am Ende des Tunnels erkennbar – macht es unter diesen negativen Vorzeichen überhaupt Sinn, nach Bologna/Italien zu fahren, um Fliesen Neuheiten zu sichten und evtl. neue Kollektionen zu ordern? Wir mussten nicht lange über diese Frage nachdenken, da wir unser Angebot an Wand- und Bodenfliesen stets aktuell halten wollen/müssen und wir auf keinen Fall wichtige Neuheiten in der Fliesenwelt verpassen wollen. Wir trafen uns daher in den frühen Morgenstunden am Samstag (21.September 2024), um den langen Weg nach Süden anzutreten. Unser Ziel war der Badeort Rimini an der Adriaküste. Der Name dieser Stadt weckt bei vielen Ferienerinnerungen und es war daher wenig verwunderlich, dass uns die daheimgebliebenen Kollegen in einem leicht ironischen Ton einen schönen Urlaub wünschten. Leider war unser Aufenthalt in dem bekannten Urlaubsparadies nur auf einen Abend beschränkt und es blieb dort nur Zeit, um ein köstliches Abendessen zu genießen. Unser Hotel befand sich direkt am Strand, so dass wir -Fenster und Balkontür geöffnet- mit Meeresrauschen einschlafen konnten. Der nächste Tag begann mit einem reichhaltigen Frühstück mit Blick auf Meer und Strandpromenade und entschädigte ebenfalls für die lange Anreise aus Deutschland.

Zwischenstopp in Ravenna

Nachdem wir das Hotel verlassen hatten, führte uns unser Weg ein wenig an der Küste entlang Richtung Norden. Unser erster Programmpunkt an diesem Sonntag war die Stadt Ravenna. Die UNESCO hat die Provinzhauptstadt mit ca. 150.000 Einwohnern als Welterbe der Menschheit fast komplett unter Denkmalschutz gestellt. Die ehemalige Küstenstadt galt als Byzanz des Abendlandes und ist als Hochburg der Mosaikkunst anzusehen. Nirgendwo sonst in Europa und auf der Welt findet man eine solche Ansammlung frühchristlich-byzantinische Mosaiken und Kunstdenkmäler. Da wir am Nachmittag noch einen Termin im ca. 60 km entfernten Imola hatten, mussten wir unser Besuchsprogramm in Ravenna etwas komprimieren und konnten uns nur auf ausgewählte Highlights konzentrieren.

Das Mausoleum der Galla Placidia in Ravenna
Die Basilika San Vitale in Ravenna ist mit wunderschönen Mosaiken dekoriert
In den Gassen von Ravenna (Emila Romagna / Italien)
Mosaike aus Ravenna auf einer Tasse (gesehen in einem Souvenir-Shop in Ravenna)
Außenansicht der Kirche Sant Apollinare Nouvo in Ravenna
Das Grab von dem italienischen Dichter Dante Alighieri in Ravenna
n Ravenna findet man in den Gassen auch die Street Art von dem franz. Künstler Space Invader
Der Piazza del Popolo in Ravenna
Der Street Art Künstler Kobra aus Brasilien hat diesen Dante Alighieri in Ravenna erschaffen
Mosaike in der Kirche Sant Apollinare Nuovo in Ravenna

Das Mausoleum di Galla Placidia stand ganz oben auf unserer Ravenna Must-see Liste. Aufgrund der Enge in dem Gebäude kann das Mausoleum nur nach einem zugewiesenen Termin besichtigt werden und die Aufenthaltszeit dort ist begrenzt. Das Backsteingebäude wird im Inneren nur von kleinen, mit modernen Alabasterscheiben verschlossenen Schlitzfenstern beleuchtet und wirkt zunächst sehr dunkel. Sobald sich unsere Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, erkannten wir den Hauptschatz dieses Gebäudes: Die unbeschreiblichen Mosaikarbeiten, die sowohl das Tonnengewölbe über den Kreuzarmen als auch die Hängekuppel über dem Mittelraum überziehen. Der untere Wandbereich wurde mit Marmorplatten verkleidet. Das Mausoleum war als Grabstelle für Galla Placidia, die eine Tochter des römischen Kaisers Theodosius I., Enkelin von Valentinian I., Mutter des späteren Kaisers Valentinian III. und als solche einige Jahre lang faktische Regentin des Weströmischen Reiches war, sowie als letzte Ruhestätte für die sterblichen Überreste ihres ersten Sohnes Theodosius, der in Spanien verstorben war, vorgesehen. Dazu kam es aber nie, da Galla Placidia nach ihrem Tod im November 450 vermutlich im Mausoleum der theodosianisch-valentinianischen Dynastie an Alt-St. Peter in Rom bestattet worden ist. (Quelle:  Ravenna von Corola Jäggi, S. 103ff). Während unseres kurzen Aufenthaltes versuchten wir natürlich möglichst viele Fotos von den Mosaiken zu machen, aber die Fotos können nur annährend die Feinheiten und Strahlkraft der Kunstwerke wiedergeben. Über einen Hof gelangten wir zur Basilica di San Vitale. Die Kirche wurde in den Jahren 526-547/548 gebaut und ist dem heiligen Vitalis geweiht, einem römischen Soldaten aus Mailand, der ein Opfer der Christenverfolgung von Kaiser Nero wurde. Die Legende besagt, dass Vitalis an dieser Stelle lebendig begraben worden sein soll (Quelle: Emilia-Romagna von Annette Krus-Bonazza, S. 255). Das Bauwerk ist ebenfalls reich mit Mosaiken ausgeschmückt. Der Innenraum wirkt leicht orientalisch, da viele gold-grüne Mosaiksteinchen verwendet wurden. Die Szene über dem Altar in der Apsis, in der der heilige Vitalis und der Kirchenstifter Bischof Ecclesius von zwei Engeln zu Christus im Himmel geleitet werden, beeindruckt durch ihre Größe. Die Seitenwände stellen Szenen aus dem Alten Testament dar. Obwohl nur wenig Licht durch die Fenster in das Gotteshaus fällt, leuchten die Farben der Mosaikarbeiten. Wir waren ebenfalls von den vielen Details der Mosaikarbeiten beeindruckt und waren beim Anblick dieser Handwerkskunst von dessen Niveau überwältigt. Nach unserem Besuch verließen wir das Kirchengelände und schlenderten durch die Gassen Ravennas, in denen zahlreiche Mosaikwerkstätten und Souvenirshops zu finden sind, zur Piazza del Popolo. Wir genossen an diesem historischen Versammlungsplatz einen Espresso und machten uns danach auf, weitere Sehenswürdigkeiten dieser italienischen Stadt zu besuchen. Unweit der Piazza del Popolo erreichten wir das Grab des italienischen Nationaldichters Dante Alighieri. Dante ist einer der bekanntesten Dichter der italienischen Literatur sowie des europäischen Mittelalters. Das bekannteste Werk ist sicherlich die Göttliche Komödie (La divina commedia). Der Dichter überwand nicht nur die in der europäischen Kultur verankerte Beschränkung, Werke nur in Latein zu verfassen, sondern führte das Italienische zu einer Literatursprache. Die Gebeine des Nationaldichters befinden sich in einer Marmorurne in einem kleinen neoklassischen Tempel. Ein von dem italienischen Bildhauer und Baumeister Pietro Lombardi gemeißeltes Relief zeigt Italiens großen Dichtersohn in gedankenversunkener Pose. Weiter ging es durch ein paar Straßen und Gassen, in denen wir nicht nur das bekannte Mural „Dante Alighieri“ des bekannten brasilianischen Street-Art Künstlers Eduardo Kobra fanden, sondern auch zahlreiche Mosaikarbeiten des französischen Künstlers Space Invader. Wir gelangten zur Kirche Sant‘Apollinare Nuovo. Dieser Ort war die Palastkirche Theoderichs (Anfang 6. Jh.), der ein Arianer und somit in den Augen der katholischen Kirche ein Ketzer war. In der dreischiffigen Basilika werden Mosaik Bilder von katholischen als auch arianischen Zeremonien dargestellt. Diese gelten als ketzerisch, da sie Jesus mit Gott nur wesensähnlich darstellen; in der katholischen Lehre sind Gott und Jesus wesensgleich. Eine angeblich als älteste bekannte Ansicht von Ravenna wird ebenfalls dargestellt. (Quelle:  Oberitalien von Nana Claudia Nenzel S. 386). Wir beendeten unser Besuchsprogramm in der Altstadt von Ravenna und fuhren mit dem Auto zum Stadtrand, wo sich das Mausoleum des Theoderich befindet. Das Gebäude wurde aber nie als Grabstelle benutzt und ist dazu ziemlich schlicht und einfach gehalten. Es steht aber als Symbol für das Ende der Antike und wird häufig in Lateinbüchern abgedruckt. Wir wollten ebenfalls das obligatorische Foto von dem Gebäude machen – leider hielten die komplizierte Ticketvergabe und unser Zeitdruck uns von unserem Vorhaben ab.

150 Jahre Cooperativa Ceramica d`Imola !

Wir hatten nämlich an diesem Sonntag noch eine Einladung der Cooperativa Ceramica d` Imola, der wir nur allzu gerne nachkamen. Bevor wir aber zum Firmengelände unseres Industriepartners fuhren, machten wir noch einen kurzen Abstecher zum Autodromo Enzo e Dino Ferrari. Dieses ist eine Motorsport-Rennstrecke, auf der seit 2020 der Große Preis der Emilia-Romagna im Rahmen der Formel 1 stattfindet. Lange wurde auf der Rennstrecke der Große Preis von San Marino ausgetragen. Ein Kunstgriff, da ein Land nicht zwei Formel 1-Grand-Prix austragen durfte, wurde das Rennen damals offiziell an den Zwergstaat San Marino abgegeben. Traurige Berühmtheit erlangte die Rennstrecke, als während des Großen Preises von San Marino 1994 der österreichische Rennfahrer Roland Ratzenberger und die brasilianische Autorenn-Legende Ayrton Senna tödlich verunglückten. Am späten Nachmittag erreichten wir schließlich die Firma Cooperativa Ceramica d`Imola. Die Cooperativa entstand als Guiseppe Bucci, Besitzer einer Fabrik für Kacheln und Geschirr, am 22. Juni 1874 sein Unternehmen seinen Mitarbeitern übertrug. Diese neu gegründete Genossenschaft begann am 06. Juli 1874 ihre Arbeit aufzunehmen. 1913 startete man mit der Fliesenproduktion. Am 09. Februar 1922 wurde der heutige Firmensitz erworben. Heute gehören zur Kooperative drei Fliesenmarken: Imola Ceramica, La Faenza Ceramica und Leonardo Ceramica. Die Unternehmensgruppe hat eine Exportquote von 85% und man exportiert in 110 Länder. Die Hauptabsatzmärkte sind Europa und Nordamerika. 940 Mitarbeiter arbeiten heute für das Unternehmen, das in den letzten zehn Jahren über 160 Millionen Euro investiert hat (allein 2023 wurden ca. 37 Millionen Euro investiert!). Besonderes Augenmerk des Herstellers gilt der Nachhaltigkeit: So werden z.B. 100% der bei der Produktion entstandenen Abwasser recycelt und Abfälle, die bei der Fertigung anfallen, werden zu einem großen Teil wiederaufbereitet. Bevor die Feierlichkeiten zum 150jährigen Bestehen der Firma starteten, ging es für uns in die große Fliesenausstellung, in der die mit großer Spannung erwarteten Fliesen-Neuheiten 2024/25 präsentiert wurden. In dem Showroom stellten wir fest, dass die Entwickler und Designer ganze Arbeit geleistet hatten! Viele bestehende Serien wurden erweitert und mit aktuellen Designs und Farben ergänzt. Eine neue Architekturserie wurde gelauncht und eine Holzoptik-Serie vorgestellt. Diese vereint Natürlichkeit und die traditionelle japanische Holzbearbeitung Yakisugi. Zusätzlich gab es eine neue Zementoptik -Serie, die eine Sichtbeton-Fassade eines bekannten Museums in Rom abbildet. Uns hat besonders das Mix-and-Match Konzept von LaFaenza erneut überzeugt. Die Marke hatte vor einigen Jahren angefangen, verschiedene Serien und Themen scheinbar willkürlich zu kombinieren. Besonders erfolgreich war in der Vergangenheit die Kombination von einer Onyx-Nachbildung und einer Metalloptik. 2024/25 wird das Konzept weitergeführt und um eine Holzoptik-Serie ergänzt. Die Marke hat es verstanden, Räume dadurch interessanter zu gestalten und aufzulockern. Elegante Marmoroptiken wirken dadurch wohnlich; minimalistische Einrichtungskonzepte erhalten zum Beispiel mit Akzentwänden eine gewisse Wertigkeit. Wir fanden in der Ausstellung einige Mix-and-Match-Ideen, die uns sehr gut gefallen haben und die wir auf jeden Fall auch in unseren Ausstellungen ausprobieren werden.

La Faenza: eine sehr erfolreiche Serie wird erweitert
La Faenza: eine Pietra Vendome Nachbildung in Feinsteinzeug
Eine neue Fliesenserie von Leonardo (gesehen in in der Fliesenausstellung in Imola)

Nach der Neuheiten-Präsentation hatten wir noch die Möglichkeit, das firmeneigene Museum zu besichtigen. Hier wurden die Anfänge der Cooperativa Ceramica d´Imola als Geschirr-Manufaktur bis zur industriellen Fliesenherstellung dargestellt. Beeindruckend ist die gigantische Geschirrsammlung, diese reicht von alltäglichen Gebrauchsgegenständen bis zu von bekannten Designern erschaffenen Objekten. In der oberen Etage des Museums haben wir Einblicke in die Geschichte des Fliesendesigns bekommen. Angefangen von Majoliken, die lokale traditionelle Muster abbildeten, über verspielte florale Grafiken aus der Zeit des Jugendstils bis zu gewissen Pop-Art Elementen der 1970/80er Jahre.

Im Keramikmuseum der Cooperativa d`Imola
Das Firmenmuseum der Coopertiva Ceramica  d`Imola
Gala-Dinner in Imola - die Festlichkeiten beginnen in Kürze ....

Inzwischen war es draußen dunkel geworden und zwischen den ehemaligen, jetzt renovierten Werkshallen trafen immer mehr Gäste ein und die Feier zum 150jährigen Jubiläum nahm ihren Anfang. In einer lockeren und ungezwungenen Atmosphäre lernten wir schnell andere Händlerkollegen aus anderen Ländern kennen und wir erlebten einen wundervollen Abend mit köstlichem Essen und netten Gesprächen.

CERSAIE 2024

Am nächsten Tag war der erste Messetag der CERSAIE2024. Die Anfahrt zur Messe gestaltete sich für uns ungewohnt schwierig, da an diesem Tag die Taxifahrer in Bologna in den Streik traten und somit auf den Zufahrten zur Messe ein wenig Chaos ausbrach. Wir betraten daher mit etwas Verspätung die Messehallen und unser Rundgang konnte beginnen. Ein wichtiges Thema der Fliesenmesse CERSAIE2024 waren sicherlich die zahlreichen Limestone-Nachbildungen. Wir fanden Limestone oder Kalkstein-Interpretationen in den typisch hellen Creme-Farben, aber auch in der dunklen taupe/umbra-Farbpalette. Vereinzelt sah man auch graue oder fast schwarze Kalksteine, die an den Bluestone, der besonders in Belgien, den Niederlanden und England beliebt ist, erinnern. Auch die Kantenausbildung der Fliesen reichte von der modernen rektifizierten Ausführung bis zur antik wirkenden getrommelten Variante. Die Formatauswahl reichte von XXL-Formaten in 160x160cm bis zu Kleinformaten, die im beliebten römischen Verband (=Mischverband) verlegt werden können. Als nächsten Messetrend konnten wir die Neuinterpretation von Holz feststellen. Es scheint, dass in der nächsten Zukunft wieder mehr dunklere Holzoptik-Fliesen an Bedeutung gewinnen. Entweder wurden dunklere Holzarten nachgebildet oder spezielle Beizvorgänge auf dem immer noch beliebten Holz der Eiche auf Keramik übertragen. Auch beim Formatangebot der Holzoptik-Fliesen stellten wir eine Evolution fest: die Feinsteinzeug-Bretter wurden nicht nur länger (160cm oder 180cm Länge); wir stellten auch eine Wiederkehr des Chevron-Muster fest. Das Muster hat seinen Namen aus dem Französischen und bedeutet Winkel, Sparren oder Zickzackleiste. Chevron war die im franz. Heer gebräuchliche Bezeichnung für die Ärmelwinkel, die auf die Ärmel der Uniform aufgenäht wurden. Diese Winkel standen für den Dienstgrad / Dienstalter der Soldaten. Wir fanden das Muster sowohl als Kleinformat als auch in der XXL-Größe. Zusätzlich zum Holzoptik-Trend 4.0 entdeckten wir auch viele keramische Holzoptik-Fliesen für die Wand. Diese reichen von der angesagten Akustikpanel-Optik bis zu nachgeahmten Schnitztechniken.

Fliesenmesse CERSAIE 2024 in Bologna / Italien
Kalkstein ( Limestone) -Optik war das Thema auf der Fliesenmesse CERSAIE2024 in Bologna in Italien.
Fliesen in Holzoptik - der Klassiker im Farbton Eiche
Terrazzo-Optik in der neusten Generation auf der Fliesenmesse CERSAIE2024
Wand- und Bodenfliesen im Ethno-Vintage-Design
Limestone in XXL auf der Fliesenmesse CERSAIE2024 in Bologna
Farbige Terrazzo-Optik auf der Fliesenmesse CERSAIE2024
Fliesentrend 2025: Holzoptik-Fliesen im Chevron Muster verlegt
auch auf der CERSAIE Fliesenmesse feierte die Cooperativa Ceramica d`Imola ihren 150jährigen Geburtstag!

Erlebt das 10x10cm-Format als quadratische Wandfliese 2024/25 ein Revival? Wir hatten auf zahlreichen Messeständen diesen Eindruck. Entweder sah man minimalistische großformatige Betonoptiken die mit den kleinen Formaten in knalligen Kontrastfarben aufgelockert wurden oder traditionelle Zelliges oder Majolika-Keramik wurde neuinterpretiert. Bei den Bodenfliesen-Formaten nahmen wir ebenfalls eine Veränderung wahr! Auffallend viele Hersteller präsentierten ihre Messe-Neuheiten im Format 80x80cm. Es scheint fast so, dass 80x80cm das bisherige Standardformat 60x60cm in nächster Zukunft ablösen wird. Natürlich dürfen auf einer Fliesenmesse im Jahr 2024 auch die eleganten polierten Marmoroptiken nicht fehlen! Wie bei Betonoptik-Fliesen geht unserer Meinung nach der Trend eindeutig zu wärmeren Farben. Hier fanden wir weißgrundige Marmorsorten, die von beigen oder goldenen Adern durchzogen waren, wie der Calacatta Oro, aber auch sehr lebhafte Sorten wie ein Breccia Oniciata. Der bereits im letzten Jahr wahrgenommene Trend zu samtigen Oberflächen bei Marmoroptiken, die mit Hilfe einer besonderen Politurtechnik erzeugt werden, war auch dieses Jahr erneut ein Thema.

Akustikpanel-Optik 2.0 von ELIANE aus Brasilien
Auf der CERSAIE 2024 gab es auch zahlreiche Überraschungen
Kommt 2025 das Fliesenformat 10x10cm zurück ? Wahrscheinlich in bunten Farben und als Wandfliese für die Akzentwand
kleinformatige Wandfliesen im Jugendstil-Design
Hirsch oder Reh? Designfliesen im XXL-Fliesen-Format
Polierte Designer Wandfliesen in Onix-Optik
Feinsteinzeug für Wand und Boden im Mosaikdesign
Elegant und trotzdem gemütlich : Nachbildung des Vendome-Natursteins

Auf der wichtigsten Fliesenmesse des Jahres 2024 sahen wir auffallend oft viele Schachbrett-Muster bei der Präsentation der Marmorsorten aus Keramik. Zeichnet sich hier etwa eine Renaissance des klassischen Verlegemusters ab? Die Wiederkehr von Terracotta-Nachbildungen ist nicht mehr aufzuhalten! Der bereits auf den letzten Messen eingeläutete Interior-Design-Trend nimmt dieses Jahr richtig Fahrt auf. Die Cotto-Interpretationen erreichen dabei die moderne Formatgröße von 120x120cm und werden in verschiedenen Nuancen angeboten. Abgestimmt dazu hatten viele Fliesenhersteller in Bologna auch passende Terrazzo-Strukturen im Gepäck. Hier wurden besonders häufig mittlere bis sehr grobe Steinchen-Mischungen gezeigt. Bei Wandfliesen hat das Maximalismus Thema inzwischen einen großen Raum eingenommen. Florale Dekorfliesen und farbige Kontrastfliesen gehören einfach zu jeder aktuellen Steingutserie. Alternativ sind 3D-Oberflächen, hier besonders Rillenstrukturen, im Angebot und werden als Akzentwand eingesetzt. Die Messetage der CERSAIE 2024 endeten für uns am frühen Nachmittag am Mittwoch (25. September 2024). Wir fuhren vom Messegelände in der Innenstadt von Bologna direkt zu zwei Industriepartnern in Fiorano.

Wird das ein neuer Fliesen-Trend? Kommt 2025 die Wiederkehr des Schachbrett-Musters ?
Vintage-Patchwork Fliesen im Shabby-Chic-Look
Schwarze Fliesen + weiße Fliesen = Schachbrett-Verband

Besuch bei FLORIM und Atlas Concorde

Der Fliesenhersteller FLORIM, der traditionell seine Fliesen-Neuheiten in der eigenen Ausstellung, der sogenannten FLORIM Gallery, präsentiert, wird die Serie kostbarer Naturstein-Interpretationen in der nächsten Zukunft weiter ausbauen. Das Highlight in der Gallery war aber eindeutig ein Terracotta-Projekt, das von Designer Matteo Thun begleitet wurde. Ganz eindeutig wurde hier handwerkliche Tradition mit technologischer Innovation verbunden und eine sehr interessante und innovative Keramikserie in 9mm Stärke erschaffen. Wir sind auf jeden Fall sehr gespannt, wie sich das Projekt entwickeln wird. Ebenfalls beeindruckt waren wir im FLORIM Showroom von der neu gestarteten Kooperation mit dem italienischen Sanitärhersteller Falper. FLORIM hat dazu die Pietra Piasentina-Nachbildung, die im letzten Jahr vorgestellt wurde, genutzt, um die Verkleidung der Möbel beizusteuern. Das Ergebnis wirkt äußerst modern und elegant und zeigt uns, wie vielfältig diese Natursteinoptik ist.

Das Terracotta-Haus von Matteo Thun bei FLORIM
Natursteinoprik Pietra Piasentina in der FLORIM Gallery
Travertin-Optik mit einer Samt-Oberfläche
FLORIM Sensi Terre von Matteo Thun
Holzoptik 4.0 - die neuste Generation
Limestone / Betonoptik bei ATLAS CONCORDE
Die neue ATLAS CONCORDE Verpackung für XXL-Fliesen

Danach ging es für uns noch zu einem weiteren Partner in Fiorano. Die Firma Atlas Concorde hatte ihren erst im letzten Jahr eingeweihten Showroom Park Studio by Atlas Concorde erneut erweitert und natürlich aktualisiert und wir waren gespannt auf das Update. Auch hier wurden wir nicht enttäuscht und bekamen viele neue Inspirationen. Wir nutzen ebenfalls den Besuch, um aktuelle bzw. zukünftige Projekte zu besprechen und erhielten zum Abschluss noch einen Einblick in das aktualisierte Merchandising der Firma. An diesem Tag wurden wir gleich mehrmals von den Neuheiten und Entwicklungen in der Fliesenwelt überrascht und es war daher wenig verwunderlich, dass wir mit reichlich Verspätung erst am späten Nachmittag aus Fiorano aufbrachen. Wir beschlossen daher in dem Ort Peschiera del Garda, der nicht weit von der Brenner-Autobahn A22 entfernt ist, zu übernachten, um am nächsten Tag ausgeruht unsere lange Heimreise anzutreten. Natürlich ließen wir uns die Möglichkeit nicht nehmen, am Ufer des Mincio-Flusses, der quasi der Abfluss des Gardasees ist, ein wenig spazieren zu gehen und den von den Scaligeri errichteten Burganlagen geschützten Hafen zu besuchen.

Fazit zur CERSAIE2024

Unser wichtigstes Fazit zur Fliesenmesse CERSAIE2024 lautet sicherlich: Die Kreativität und die Innovationskraft der Fliesenhersteller hat unter der Krise der Bauwirtschaft in vielen Teilen Europas nicht gelitten! Wir sind der Meinung, dass einige Messestände und Präsentationen in diesem Jahr nicht ganz so opulent ausgefallen sind wie in den Jahren zuvor – viele der ausgestellten Neuheiten und Tendenzen konnten uns aber auf ganzer Linie überzeugen. Bestehende Serien wurden ergänzt, die Farbauswahl wird mutiger und das Mix-and-Match Konzept ist auch in der Keramikwelt schwer angesagt. Wir haben bereits die schönsten Fliesen-Neuheiten ausgesucht und bestellt. In den nächsten Tagen werden wir die Bemusterungen für unsere Fliesenausstellungen in Essen im Ruhrgebiet, Iserlohn im Märkischen Kreis und in Delmenhorst bei Bremen ausarbeiten, damit wir Ihnen schon bald die Highlights der Fliesenmesse CERSAIE2024 präsentieren können. Wir sind jetzt schon gespannt, ob Sie davon genauso begeistert sind wie wir es sind …

Quellenangabe

  • Artikel „Kampf um die Klasse“ von Michael Freitag, Manager-Magazin, Oktober 2024
  • Artikel „Hilfe!“ von Sonja Alvarez u.w., erschienen in der Wirtschaftswoche #38 vom 13. September 2024
  • Artikel „Neubau in Europa geht zurück“, veröffentlicht im Baustoffmarkt #6,2024
  • Artikel „Schnöder wohnen“ von Max Biederbeck und weiteren Autoren, erschienen in der Wirtschaftswoche #42, vom 11. Oktober 2024
  • Emilia Romagna von Annette Krus-Bonazza, 2017 erschienen im DuMont Reiseverlag in der 3. Auflage
  • Ravenna -Kunst und Kultur einer spätantiken Residenzstadt, von Carola Jäggi, 2024 in der 3. Auflage im Schnell&Steiner Verlag, Regensburg erschienen
  • Ravenna von Judith Herrin, 2022 erschienen im wbg-Verlag, Darmstadt
  • Oberitalien von Nana Claudia Nenzel, 2023 erschienen in der 7. Auflage im DuMont Reiseverlag, Ostfildern
  • Website der Cooperativa d`Imola www.ccimola.com
  • Gardasee von Thilo Scheu, 2019 erschienen in der 2. Auflage im Reise-Know-How-Verlag, Bieleeld erschienen
  • Wikipedia für allgemeine Informationen
  • Alle Fotos sind Eigentum der Rudolph Richter GmbH
  • Wir danken allen Industriepartnern für die Bereitstellung von Informationen und für den freundlichen Empfang