Terracotta
Terracotta als neuer Wohntrend ??!
Terracotta?! Viele werden Terracotta noch als angesagte Fliesenfarbe in den frühen 1990er Jahren kennen. Einige können sich (eventuell mit leichtem Grausen) sogar an die rotbunten Spaltplatten erinnern, die in den 1970er Jahre als die ersten Terracotta Nachahmungen verkauft wurden. Das Terracotta Comeback in der Gegenwart mag diejenigen daher verwundern. Es ist nicht zu bestreiten, dass zur Zeit Betonoptiken bei unseren Kunden äußerst beliebt sind. Auffällig ist aber, dass viele Fliesenhersteller von aktuellen Betonoptik-Serien neben den typischen hell- und dunkelgrauen Farben jetzt auch zunehmend wärmere Farben anbieten. Wir haben bereits in unserem früheren Blog-Beitrag „Taupe“ darüber berichtet; denn die Erfahrung zeigte, dass sich auch viele Bauherren/-innen für die wärmeren Farben interessierten. Gleichzeitig gewinnen auch verstärkt rustikale Vintage Optiken, die scheinbare Gebrauchsspuren und einen handgefertigten Charakter aufweisen, an Beliebtheit. Mit Hilfe der neusten Ink-Jet Glasurverfahren und mit der Fähigkeit größere Formate zu produzieren haben nun eine Reihe von Fliesenherstellern das traditionelle Terracotta-Thema neu interpretiert und weiterentwickelt.
Was ist eigentlich Terracotta?
Terracotta (deutsche Schreibweise „Terrakotta“) bedeutet wörtlich übersetzt „gebrannte Erde“. Diese Bezeichnung wird für Gegenstände aus gebrannten unglasierten Ton wie Plastiken, Reliefs oder Gerätschaften (z.B. Öllampen) verwendet. Die frühesten Beispiele für Plastiken aus Terracotta sind in Dolni Vestonice in Südmähren /Tschechien (um 23.000 v. Chr. !!) belegt. Damit ist das Material einer der ältesten Werkstoffe der Kulturgeschichte. Da Terracotta nur einmal bei relativ niedrigen Temperaturen (ca. 900 -1100 Grad) gebrannt wird und die Rohstoffe in großen Mengen fast überall auf der Welt vorhanden sind, kam der gebrannte Ton auch immer häufiger als Baumaterial zum Einsatz. In der Antike verwendeten die Griechen und die Etrusker Terracotta als Dachziegel und als Bodenbelag. Aber nicht nur im Mittelmeerraum wurde mit Terracotta gebaut und gestaltet, sondern ebenfalls in Afrika (u.a. Nok Kultur in Nigeria), in Vorderasien, Indien und in China. Das Verfahren des Tonbrennens war dort bereits viele Jahrhunderte vor Christus weit verbreitet. Eines der bekanntesten Beispiele ist das Mausoleum in Xi`An / China, das für den ersten chinesischen Kaiser Qin Shihuangdi im Jahre 221 v. Chr. erbaut wurde und von der berühmten Terracotta-Armee bewacht wird. Bis in die heutige Zeit sind Baumaterialien aus gebranntem Ton nicht mehr wegzudenken.
Die typische Terracotta-Farbe
Viele denken bei dem Wort „Terracotta“ oder auch kurz „Cotto“ genannt an die Blumentöpfe aus Ton oder an die rötlichen Fußböden, die man während des letzten Urlaubs am Mittelmeer, insbesondere in Florenz in der Region Toscana gesehen hat. Der rötliche Farbton mit einer gewissen Backstein-Anmutung wird durch den Rohstoff Galestro erreicht. Dieser kommt überwiegend in der Gemeinde Impruneta in der Nähe von Florenz bei der Produktion von Cottoplatten zur Anwendung. Galestro enthält einen relativ hohen Anteil von Kalkbestandteilen und Eisenverbindungen. Der im Rohstoff enthaltene Kalk wird nach dem Brand durch Wässerung in einem Wasserbad verfestigt. (Quelle: „Cottoplatten und rustikale Bodenbeläge aus Italien“ in Fliesen und Platten S.57). Mittlerweile wurde das Design und Aussehen der Impruneta-Cottofliesen auf glasierte Fliesen aus Steinzeug und Feinsteinzeug übertragen. Diese kommen nicht aus Impruneta und haben eine andere Materialbasis. Sie können daher günstiger als der Originalcotto angeboten werden. Sogar in die Farblehre wurde der Farbton des italienischen Tons übernommen, Terrakotta beschreibt hier eine braunrote Farbe, z.B. in der „Welt der Farben“ von Kassia St. Clair (Seite 318ff). Wir haben in der folgenden Bildergalerie ein paar Beispiele aus unserem Bodensortiment in Terracottafarben für Sie aufgelistet :
HINWEIS: Alle Bilder lassen sich durch Anklicken vergrößern !
Gibt es Terracotta-Fliesen für die Wand ?
Fliesen in der Terracotta-Farbe sind aber nicht nur als Bodenplatten erhältlich. Das Angebot an rotbraunen Bodenfliesen ist sicherlich größer als das der Wandfliesen. Liebhaber des warmen Farbtons finden dennoch in unseren Fliesenausstellungen in Iserlohn und Essen auch rötliche Fliesen, die ideal für die Wandgestaltung eingesetzt werden können. Für die Gestaltung des Küchenspiegels zwischen den Küchenschränken bieten wir Mosaike mit einem harmonischen Farbspiel an. Möchten Sie die Wand hinter Ihrem Kamin vor Schmutz oder der extremen Hitze schützen? Hier könnten unsere hitzebeständigen Backsteinoptiken zum Einsatz kommen. Bricks als dekorative Akzentwand verlegt, sind ein absoluter Hingucker. Wenn Sie dazu Bodenfliesen in Betonoptik kombinieren, erhalten Sie einen authentischen urbanen Loft-Style. Suchen Sie noch einen Kontrast zu den kühlen weißen Wandfliesen im Bad? Verwenden Sie doch unser Mosaik aus rötlichem Sandstein im 3x6cm Format. Durch das natürliche Farbspiel und die unregelmäßige Oberfläche wird jedes Bad ein Unikat.
Terracotta ist nicht nur rot
Wie schon anfangs erwähnt, findet das Verfahrens des Tonbrennens fast überall auf der Welt Anwendung. Aufgrund der unterschiedlichen Zusammensetzung der Rohstoffe kann der Farbton des Terracottas variieren. Neben dem rötlichen Farbton des Cottos aus der Toscana, gibt es zum Beispiel noch den typisch leicht orangefarbenen Cotto aus Spanien, den bunten Saltillo aus Mexiko oder den hellbeigen bis leicht rosefarbenen Terrecuites aus Frankreich. Auch die Verarbeitung und das Nachbehandeln des Materials ist von Land zu Land unterschiedlich und führt zu einer noch größeren Farbvielfalt. Auch hier möchten wir ein paar Beispiele von glasierten Bodenfliesen aufführen. Die abgebildeten Fotos zeigen Fliesen in Terracotta-Optik, d.h. das Material kann problemlos verarbeitet und benutzt werden und bedarf keiner weiteren Nachbehandlung wie Versiegelung, Wachsen oder Ölen.
Terres cuites
Der besondere Terracotta aus Frankreich
In unserem Sortiment finden Sie nicht nur industriel hergestellte Steinzeug- und Feinsteinzeugfliesen, die unterschiedliche Terracotta-Sorten zeigen, sondern auch original französischer Handform-Cotto. Wir beziehen diese wunderschönen Tonfliesen von einer Manufaktur in Aix en Provence. Die typischen hellen Cottofliesen (Terrecuite) weisen ein sehr schönes Farbspiel auf, das von fast weiß, über creme bis rose reicht. Dadurch wirkt der Boden trotz der Rustikalität nie schwer oder dominant. Der Terrecuite ist somit eher neutral und zeitlos, strahlt aber dennoch eine gewisse Wärme aus. Dieser Cotto-Boden ist somit auch eine Empfehlung an alle Fans des Scandinavian Styles, die zwar hygge wohnen möchten, aber dennoch den allzu sterilen hellen Look des Einrichtungsstils scheuen (s. das Buch „Scandinavian Style“ von Allan Torp). Neben dem individuellen Farbspiel weist die Oberfläche unterschiedliche Strukturen auf, da das Material 100% handgeformt ist. Ebenfalls charakteristisch für Handform-Cotto sind die leicht unterschiedlichen Kanten und damit gewisse Maßtoleranzen. Diese machen aus jedem Boden ein Unikat. Wir können den französischen Cotto im Nennmaß 30x30cm anbieten.
Was muss man bei Handform Terrecuite beachten ?
Die Verlegung, Verfugung und Behandlung von originalen Terracotta bzw Terrecuites Fliesen sollte man einem erfahrenen Profi überlassen, da eine falsche Behandlung schnell zu Ausblühungen und Fleckenbildung führen kann. Wir möchten dennoch einige Verlege- und Behandlungshinweise für diese Art der Terracotta/Terrecuite Fliesen hier aufführen: Die Verlegung von richtigen Cottofliesen sollte nur auf einem vollständig ausgetrockneten Untergrund erfolgen. Die Trocknungszeit ist abhängig vom Untergrund, von der Witterung und dem Umfeld – im Zweifel ist die Feststellung der Restfeuchtigkeit mit einem CM-Gerät (Calciumcarbid-Verfahren) sinnvoll. Vor der Verfugung sollte eventuell eine Fughilfe aufgebracht werden, damit Fugpigmente nicht in die poröse Oberfläche des Terrecuite eindringen können. Wir empfehlen für die Verfugung zementäre Fugen, die weder Farbpigmente noch viele Kunstoffpartikel enthalten, damit diese sich nicht auf der Oberfläche absetzen können. Wichtig ist ebenfalls, dass das überschüssige Fugmaterial zeitnah entfernt wird. Wie schon erwähnt, bestehen original Terracotta Fliesen aus porösem Material, so dass diese Hinweise auch bei unserem Terrecuite aus der Provence zu beachten sind. Zur Vermeidung von Flecken ist daher eine gewisse Behandlung notwendig. Dazu gibt es verschiedene Produkte auf dem Markt. Es ist unbedingt wichtig, dass die Behandlung richtig und vollständig ausgeführt wird, damit Sie später einen unproblematischen und pflegeleichten Boden erhalten. Man kann die Behandlung in drei Phasen einteilen: 1. Erstreinigung, 2. Imprägnierung und 3. Fertigstellung bzw. Unterhaltsreinigung. Nach der Verlegung und Verfugung von unbehandelten Cottobelägen muss die Fläche gewissenhaft abgesäuert werden. Das gilt auch für Beläge, die sauber verfugt worden sind, da platteneigene Kalke entfernt werden müssen. Anschließend kann der Belag eine Deckwachsschicht erhalten. Bei diesem Arbeitsgang ist zu beachten, dass auf einer kleineren Musterfläche das Wachs getestet wird. Erst danach sollte die komplette Fläche behandelt werden. Ist an eine Behandlung mit Ölen gedacht, gilt die gleiche Vorgehensweise. Für die Cotto-Unterhaltsreinigung sind spezielle säurefreie Reiniger für Cottoböden zu wählen. Normale Bodenreiniger oder Allzweckreiniger sollten nicht zur Anwendung kommen, da diese oft Polymere, Silikate oder ölhaltige Stoffe enthalten, die dann den Schmutz mitversiegeln. Bei allen Schutz- und Pflegemitteln sind außerdem immer die Herstellerangaben zu beachten (Quellen: Angaben des Herstellers; Artikel „Cotto Reizhema …“ im Magazin Fliesen&Platten)
Interessieren Sie sich für Terracotta ?
Konnten wir Ihr Interesse an Fliesen in einer Terracotta Optik wecken ? Oder haben Sie sich bereits in unsere original Handformplatten aus Frankreich verliebt? — Glauben Sie immer noch, dass Terracotta ein wenig aus der Mode ist? Haben Sie Bedenken, dass Fliesen, die einen Cotto interpretieren, sich nicht mit einem modernen Wohnumfeld kombinieren lassen ? Wie Sie im oberen Teil dieses Blogbeitrages bereits feststellen konnten, bieten wir zahlreiche Interpretationen von Cottoarten, die in Farbe, Größe und Kantenausbildung stark variieren, an. Auch wenn Sie nicht den typischen Look einer Villa in der Toscana oder einer Finca in Spanien nachahmen möchten, kann Terracotta trotzdem ein interesssantes Einrichtungsthema für Sie sein. Sehr helle oder leicht beige Cottofarben lassen sich ideal mit dunkleren Möbeln kombinieren oder natürlich auch umgekehrt. Oder fügen Sie Ihre Terracotta-Bodenfliesen mit den beliebten Patchwork-Dekoren oder mit passenden Zementfliesen zusammen. Dadurch erhalten Sie einen Look, der garantiert nicht outdated ist. Wer Bedenken hat, ob Terracotta sich auch mit den angesagten Farben verträgt, dem empfehlen wir, einen Blick in das Buch „Individuell Wohnen mit Farbe“ von David Willis zu werfen. Der bekannte Designer und Buchautor bestätigt hier die ideale Kombinierbarkeit eines zarten Terracottas mit anderen Farben aus der Natur, wie etwa einem sanften Grün oder einem Eiscremeton. Er ist ebenfalls der Meinung, dass der Blick auf schöne Details gelenkt wird, wenn Terrakotta auf Blaugrün trifft.
Wir können natürlich in diesem Blogbeitrag nur ein paar Beispiele für die Gestaltung mit Terracottafliesen darstellen. Besuchen Sie uns doch einmal in der Baarstraße 130 in Iserlohn oder in der Alten Bottroper Straße 43 in Essen und erleben Sie in unserer Fliesenausstellung die Vielfältigkeit von Terracotta und dessen unzähligen Gestaltungsmöglichkeiten.
Quellenangaben
Wir danken unseren Industriepartnern für die Bereitstellung der Fotos
Alle übrigen Fotos sind Eigentum der Rudolph Richter GmbH
„Die Welt der Farben“ von Kassia St. Clair, 2018 erschienen im Hoffmann und Campe Verlag
„Cottoplatten und rustikale Bodenbeläge aus Italien“ Seite 57ff. in Fliesen und Platten 8-88
„Scandinavian Style“ von Allan Torp, 2018 erschienen bei Deutsche Verlags-Anstalt
„Cotto Reizthema mit viel Reiz“ aus Fliesen und Platten 8-02
„Individuell Wohnen mit Farbe“ von David Willis aus dem DVA-Verlag, S. 112ff.